Bürgermeister Schönfeld über Stellungnahme vergrätzt:
„Dann eben ganz ohne die Stadt“
Von Thorsten Beck
Bad Segeberg. Die „Interessengemeinschaft selbstverwaltete Jugend in Segeberg“ bleibt sich und ihrer Linie treu. Gestern stellte Tim Sünram im Namen des Vorstands gegenüber der Segeberger Zeitung unmissverständlich klar, dass es bei der Organisation des Jugendzentrums „Hotel am Kalkberg“ (HaK) – auch an einem anderen Standort als jetzt – keinerlei Kompromisse geben wird: „Die Selbstverwaltung bleibt bestehen!“ Anders lautende Berichte weise man „ausdrücklich zurück“. Damit stoßen die Verantwortlichen des Trägervereins diejenigen vor den Kopf, die sich seit Monaten um eine Lösung für die umstrittene Einrichtung an der Lübecker Straße bemühen. Denn dass das HaK dort keine Zukunft hat, steht inzwischen fest. Im kommenden Jahr soll der Abrissbagger anrollen.
Derzeit prüft die Stadtverwaltung, ob sich die Alte Feuerwache am Seminarweg, in der sich bereits der städtische Jugendtreff befindet, als Alternative eignet. In diesen Abwägungsprozess platzt jetzt die Stellungnahme aus dem HaK. Dabei hatte Bürgermeister Dieter Schönfeld vorige Woche im Gespräch mit der SZ noch einmal deutlich gemacht, dass es mit der Unabhängigkeit im Jugendzentrum so oder so vorbei sein wird: „Eine fachliche Begleitung durch die Verwaltung ist dort einfach notwendig.“ Entsprechend gereizt reagierte Schönfeld, der unter den HaK-Verantwortlichen zuletzt ein gewisses Entgegenkommen in dieser zentralen Frage erkannt zu haben glaubte, gestern auf die Klarstellung der jungen Leute: „Jahrelanges Nichtfunktionieren“ der Selbstverwaltung qualifiziere nicht gerade für eine Fortsetzung.
Sollten die Verantwortlichen bei ihrer Haltung bleiben, sei das „ein K.o.-Kriterium“ für jegliche weitere Zusammenarbeit. „Dort wurde über Jahre nicht das geleistet, was versprochen wurde.“ Als Vertragspartner habe der Trägerverein sich disqualifiziert. Wenn die HaK-Leute zu ihren Bedingungen weitermachen möchten, so Schönfeld, habe er nichts dagegen: „Dann allerdings nicht in einem städtischen Gebäude und nicht mit städtischer Hilfe.“ Über 8000 Euro schießt die Stadt in diesem Jahr zu, um die Verluste auszugleichen. Er verstehe den HaK-Vorstand ohnehin nicht, sagte der Bürgermeister. „Selbstverständlich sollen auch in einem neuen Jugendzentrum Gestaltungsspielräume erhalten bleiben.“ Nur eben unter bestimmten Rahmenbedingungen.
Doch Vorgaben sind für den Verein generell nicht akzeptabel, wie er mitteilte: „Unabhängig an welchem Standort: die Selbstverwaltung werden wir unter keinen Umständen aufgeben.“ Sie sei „elementarer Bestandteil unseres Gesamtkonzeptes – ohne sie wäre das HaK nicht mehr das, was es ist.“ Der Kommunalpolitik, die in den vergangenen Monaten ohnehin mehr und mehr vom HaK und seiner Führung abgerückt ist, stellt sich nun die Frage, ob das Projekt Alte Feuerwache weiterverfolgt werden soll. Denn auch dort gibt es noch einiges zu klären. Zum einen wäre die Besucher-Kapazität in der ehemaligen Fahrzeughalle strikt auf 200 Personen begrenzt – was insbesondere bei den gut besuchten Konzerten zum Problem würde. Darüber hinaus möchte der aktuelle Pächter seinen Vertrag behalten, und auch die innerstädtische Lage bereitet im Hinblick auf nachbarschaftlichen Ärger einiges Kopfzerbrechen.
(Aus der Segeberger Zeitung vom 17.09.10)